Freitag, 25. Juli 2008

On the Road again

Vor drei Tagen haben wir uns einen kleinen Hippie-Bus gemietet und fahren nun gen Norden. Bisher haben wir uns hauptsaechlich der Gegend um Nikko und natuerlich den Tempeln und Schreinen, fuer die die Stadt beruehmt ist, gewidmet. Leider koennen wir keine Bilder hochladen. Die fehlenden Umlaute lassen ja erkennen, dass wir uns gerade aus einem Internet-Cafe (bzw. der Tourist-Info) melden.
Nun gut ... ich hoffe, wir bleiben von Erdbeben verschont. Gerade gestern gab es im Norden wieder ein Beben der Staerke 6.8 auf der japanischen Skala. Aber man rechnet nicht mit groesseren Nachbeben. Drueckt am besten die Daumen. Aber nur keine Sorge...

Montag, 21. Juli 2008

Tôkyô - Stadt der Superlative

Urlaub in Tôkyô ist anstrengend. Ein Superlativ jagt den nächsten und auch an Kuriositäten wie diesem Kollegen hier links mangelt es nicht.

Der Bahnhof Shinjuku ist gemessen an den Passagieren, die hier täglich ein-, aus- oder umsteigen, der am meisten frequentierte Bahnhof in der Welt. Während der Rush-Hour am Morgen und Abend sollen hier PRO SEKUNDE (!) 500 Menschen entweder ein- oder aussteigen. An zweiter Stelle steht Ikebukuro ein paar Haltestellen weiter. Hier befindet sich im Übrigen auch unser aktuelles Hostel. Wir können den täglichen Zug-Wahnsinn somit voll auskosten.

Und ob nun Shinjuku, Ikebukuro, Shibuya oder Harajuku: Menschen über Menschen. Auch wenn jeder Stadtteil für sich nochmal eine besondere Note hat ... Menschenmassen, Neonreklamen, kleine Geschäfte, große Kaufhäuser, Fastfood (westlich, chinesisch, korenisch, indisch oder japanisch), Pachinko-Spielhöllen und Computerspielhallen soweit so weit und hoch das Auge reicht.
Als kleine Oasen der Entspannung sollte man als Faustregel unbedingt im Kopf behalten, dass die meisten großen Kaufhäuser Dachterassen besitzen. Sie sind neben den wenigen großen Parks so ziemlich die einzigen Plätze, wo man sich mal in Ruhe hinsetzen kann, ohne unmittelbar dem Straßenlärm ausgesetzt zu sein.

Da wir aber keinen Superlativ scheuen, mussten wir uns selbstverständlich auch die berühmte Kreuzung in Shibuya anschauen. Es ist unmöglich zu schätzen, wieviele Menschen hier während einer Ampelphase in alle Richtungen, auch diagonal, über die Straße laufen. Wikipedia aber sagt, dass es zu Spitzenzeiten am Abend bis zu 15.000 Menschen PRO AMPELPHASE sind. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht all die anderen Seiten, die man auf Anhieb bei Google findet nur von Wikipedia abgeschrieben haben ... Es ist einfach zu irrwitzig, aber möglicherweise richtig.



Wenn man sich, wie wir, bei Starbucks direkt über der Kreuzung einen Fensterplatz erkämpft hat und das Spektakel von oben beobachtet, ist es schon ziemlich beeindruckend zu sehen, wie immer wieder Pulks von Menschen aus allen Richtungen aufeinanderzulaufen, als würden sie gleich eine große Schlacht beginnen und dann doch binnen Sekunden wieder friedlich in entgegengesetzen Richtungen die Kreuzung verlassen. Auch wenn der amerikanische Coffee-Shop unzählige Filialen in der Welt, insbesondere in Tokyo, hat - Diese ist mit Sicherheit eine der Lukrativsten. Kürzlich habe ich übrigens gelesen, dass man in London an einer neuen Verkehrslösung für den Piccadilly Circus tüfftelt, die eine ähnliche Scramble Crossing (Alle gehen-Vehrkehr ruht-Kreuzung) enthalten soll.

So verbringen wir unsere Tage hier in Tôkyô also damit, uns durch die Straßen treiben zu lassen und uns erste Eindrücke von den zentralen Stadtteilen zu verschaffen. Wir probieren viel aus. Ob nun klassisch Sushi oder japanisches Fastfood. Dieses besteht zum Beispiel aus einer Schale Reis mit Schweine- oder Rindfleisch obendrauf, Curry-Reis oder Soba (Nudeln) in allen möglichen Variationen. Alles will mal probiert werden.

Genauso wie das beliebteste japanische Glücksspiel: Pachinko. Überall (nicht nur in Tôkyô, auch auf dem Land in jeder größeren Stadt) gibt es diese brüllend lauten Spielhallen, in denen sich ein Automat an den nächsten reiht. Kleine Metall-Kugeln rasseln durch die Automaten und soweit ich das beurteilen kann hat man Null Einfluss darauf, was passiert. Uns ist der Sinn bzw. der Reiz dieses Spiels verschlossen geblieben. Nich mal lustig drücken kann man. Einfach nur ein Rad gedrückt halten und abwarten. Laaangweilig. Interessant ist, dass dieses Spiel trotz abertausender Hallen im ganzen Land eigentlich illegal ist. Aus diesem Grund bekommt man am Ende für seine Kugeln auch kein Geld, sondern kleine Preeise oder "Goldbarren", die man dann irgendwo auf der anderen Straßenseite wieder gegen Bares eintauschen kann. So macht sich keiner die Finger schmutzig :)

Es ist ganz und gar unmöglich die vielen verrückten Läden und Gestalten, auf die wir auf unseren Touren so treffen, in Gänze festzuhalten. Das ein oder andere schaffen wir dann aber doch noch zu knipsen und wenn es auch kein Blogeintrag wird, so versuche ich zumindest das Flickr-Album täglich zu aktualisieren. Viel Spaß beim Stöbern :)

Donnerstag, 17. Juli 2008

Summer in the City

Eine Woche ohne Neuigkeiten ... Tut mir leid, aber die Zeit vergeht einfach viel zu schnell, wenn man zu zweit ist.
Unser Hostel in Asakusa direkt am Sumida-Fluss ist zwar sehr nett gelegen, das Zimmer aber auch winzigst. Neben dem Doppelstockbett hat man auf der Länge des Bettes vielleicht einen ganz knappen Meter Platz zum Stehen und hinter dem Fußende ist quasi gleich die Tür. Aber wir wollen uns ja nicht beschweren - für umgerechnet 27 Euro die Nacht für beide.

Von Asakusa selbst haben wir uns noch gar nicht soviel angeschaut. Bekannt ist es für seinen großen Tempel und die Unzahl kleiner Geschäfte, deren Ursprünge bis in die Edo-Zeit zurück reichen. Ehrlich gesagt erinnern die Billigklamotten und der kitschige Modeschmuck jedoch ziemlich an Polenmarkt. Auch das bekannte Plastik-Essen, welches japanische Restaurants in ihren Schaufenstern zu stehen haben, sowie allerlei Küchengeschirr gibt es hier zu kaufen. Allerdings habe ich es noch nicht vor 18:00 in die entsprechenden Geschäfte geschafft.

Pflichtprogramm für Andi in Tôkyô war selbstverständlich der Technik-Bezirk der Stadt, Akibahara. Hier findet man so ziemlich alles, was auch nur im entferntesten mit elektronischen Geräten zu tun hat. Neben riesigen Elektronikmärkten, die auf nicht selten bis zu 8 Geschossen die neusten Spielerein feil bieten, reihen sich eine Menge Spezialläden für Kabel, Glühlampen, Lichtschläuche, PC-Bauteile und vieles mehr aneinander. Auch Andi sind sofort die für Japan typischen, ich nenne sie mal "Türschreier", aufgefallen. Ich frage mich wirklich, ob sich irgendwer durch deren gegröhltes 'irashaimaseee!!' [willkommen] beeindrucken lässt. Vielmehr beeindruckt da, wie sich die von der Straße aus noch als ganz winzig anmutende Geschäfe plötzlich als Kaufhäuser mit etlichen Etagen heraus stellen, sobald man erstmal Rolltreppe oder Fahrstuhl entdeckt hat.

Das Kontrastprogramm zum hektischen Treiben in Akihabara haben wir uns heute auf Odaiba gegönnt. Diese künstlich aufgeschüttete Insel in der Bucht von Tôkyô bietet neben großen Themen-Kaufhäusern sowie einem spektakulären Blick auf die Rainbow-Bridge und die Skyline der Stadt sogar einen kleinen Strand. Spätestens jedoch, wenn man den angebrutzelten Körper etwas abkühlen will, meldet sich der Selbsterhaltungstrieb, der einem rät, lieber nicht in dieser braunen Suppe zu baden.
Mag sein, dass wir durch die ausgezeichneten Wassenstellen rund um Leipzig auch etwas verwöhnt sind - aber die "Baden verboten"-Schilder werden wohl auch nicht zum Spaß aufgestellt worden sein.

Der Sommer ist die Saison der Matsuri(Feste) in Japan. Ob nun zu Ehren der Seelen Verstorbener, für erfolgreiche Ernten oder für was auch immer. Es findet sich immer ein Grund zum Feiern. Was soll man auch sonst machen, wenn selbst Nachts die Temperatur nicht unter die 25 Grad-Marke fällt. So waren wir heute an einem kleinen See unterhalb des Ueno-Parks spazieren, der durch das Licht hunderter Papierlaternen in romantisches Licht getauch war.
Viel quirliger ging es dagegen gestern am Yasukuni-Schrein zu, wo die Menschen zu tausenden hinein- und herausströmten. Hierbei handelt es sich wohlgemerkt um den umstrittensten Schrein in ganz Japan, da neben "den Opfern des Krieges" auch verurteilte Kriegsverbrecher mit "in-schreint" sind. Von diesem brisanten Thema war gestern allerdings nichts zu spüren. Es wurde vorallem viel getanzt und gegessen.

Freitag, 11. Juli 2008

Einen erfahrenen Wwoofer schreckt auch Tôkyô nicht

Tôkyô, Tag 3. Bei irgendetwas zwischen 25 und 30 Grad sitze ich vor meinem Hostel in Kanda/Jimbochô und lasse die vergangenen Tage Revue passiern.
Heute habe ich mich mit der Auswanderin Alex und ihrem halb-japanischen Nachwuchs Luna in Shinjuku getroffen. Das war wieder die Art japanische Stadt wie ich sie kenne: Laut, grell und wuselig. Und dennoch erst mal nicht viel anders als zum Beispiel Namba in Osaka, nur ein paar Nummern größer. Davon hat mich dann spätestens der Ausblick vom Tôkyôter Rathaus überzeugt.


Insgesamt habe ich es bisher aber eher ruhig angehen lassen und erst mal die nähere Umgebung erkundet. Das besondere Charakteristikum der Gegend um das Hostel sind wohl die zahlreichen 2nd-Hand-Buchläden. Läuft man von der Station Jimbochô die Yasukuni-Dôri (=Straße) entlang, hat es etwas von einem Spaziergang durch eine große Outdoor-Bibliothek, in der es allerlei Kurioses zu entdecken gibt. Das meiste natürlich auf Japanisch, aber hier und da gibt es dann "Irish political documents 1750-1950", einen dicken Schinken, der sich auf Deutsch mit Dante beschäftigt, Kinderbücher auf Holländisch und vieles Skuriles mehr.

Gestern habe ich mich dann entschieden erst einmal die Gegend zu erkunden, in der ich mich in der Theorie schon bestens auskenne. Wieviel hab ich nicht schon gelesen und geschrieben über den Kaiser-Palast, Marunouchi, den Tôkyôter Hauptbahnhof und die Luxus-Shoppingmeile Ginza.
Bis auf Ginza waren die ersten drei Punkte (erwartungsgemäß) eher langweilig. Aber es war nun mal fußläufig zu erreichen und irgendwo muss man ja anfangen. Im Sony-Building bin ich auf dieses lustige Kerlchen gestoßen. Tanzende Boxen! Toller Partyspaß. Keine Ahnung wie teuer.



Was ich vorallem anmerken muss, ist dass mich Tôkyô in seiner Größe nicht so überwältigt, wie ich es vielleicht gedacht hätte. Liegt wohl daran, dass ich das Prinzip der japanischen Großstädte mittlerweile gut intus habe und die Metro hier auch nicht anders funktioniert als in Sapporo oder Fukuoka. Einfach immer stur den Schildern nach. Klar is hier alles viel größer. Und die Tatsache, dass man sich stundenlang nur auf einem winzigen Bruchteil der Stadt bewegt, is doch kein unerheblicher Fakt.
Was ich sonst noch als ersten Eindruck festhalten würde, ist der hohe Anteil an Ausländern. Das unterschiedet sich nun doch stark von den Städten und selbstverständlich den Dörfern, die ich bisher besucht habe. Auch dachte ich auch in den anderen Städten bereits, dass die englisch-sprachige Beschilderung sehr gut ist. Hier aber is sie nahezu idioten-sicher. Zumindest im direkten Vergleich. Ich hoffe, ich verlern mein tolles WWOOF-Japanisch nich gleich wieder.

Dienstag, 8. Juli 2008

WWOOF-Erfahrung // Hokkaido 2/3: Shirektoko

Fürs erste die letzte Meldung von der WWOOF-Front. Morgen gehts ab nach Tôkyô, und dann nicht nur zur Durchreise. Eine Woche werde ich mich schon mal eingewöhnen, bevor Andi nächste Woche auch aufschlagen wird *Freu*

Den WWOOF-Aufenthalt hier in Saitama hab ich mal spontan um 4 Tage verkürzt. Nach einer Woche finde ich, reicht mir der Armee-Ton. Es ist zwar alles nicht schlimm und sicher bin ich durch meine letzten Hosts auch verwöhnt. Aber man kanns auch übertreiben mit der WWOOFER-Arbeit. Wie schon gesagt:

7:00 Auf's Feld raus und ernten
8:00 Früchstück machen
9:00 Frühstücken / Abwasch
9:30 Entweder ernten, Tiere füttern oder Gemüse packen
11:30 Mittag kochen
12:30 Mittag essen / Abwasch
MITTAGSPAUSE!!!
15:00 Wieder raus aufs Feld
16:30 Tea-Time
18:00 Abendbrot machen / essen / abwaschen

Hört sich gar nich so schlimm an. Isses auch nicht. Die anderen 5 Wwoofer machen's ja auch mit. Aber ich kann den Ton nicht leiden. Und für das Pensum finde ich, müsste man zusätzlich bezahlt werden.

Naja, sei es drum. Hier nun noch ein paar letzte Eindrücke von meinem Ausflug in die Natur Hokkaidos, bevor es morgen in den Großstadt-Dschungel geht.


Die Tiere hatte ich noch gar nicht erwähnt. Während ich anfangs noch ganz erstaunt war, mal ein Reh neben der Straße stehen zu sehen und gleich die Kamera gezückt habe, wurden sie auf der Shriretoko-Halbinsel schon fast zur Plage.



Man konnte sich hier tatsächlich nicht trauen schneller als 50 km/h zu fahren. Die Tiere standen dort tatsächlich in ganzen Herden, bzw. Gruppen zu 5 oder so neben und auf der Straße. Anfangs hab ich mich noch über die Spiegel in den Kurven der 2-spurigen Straße gewundert. Aber sie sind wirklich nützlich, das Wild rechtzeitig zu sehen. Darüber hinaus hatte ich auch das Glück einen kleinen Bären beobachten zu können. Auf der anderen Seite des Flusses, der neben der Straße verlief, spielte der ganz versonnen mit Baumstämmen, die er hin und her rollte.

Sonntag, 6. Juli 2008

Hokkaido-Roadtrip 2/2: Akan NP - Zum See der Götter

Gegen 5:30 schäle ich mich am Dienstag Morgen aus meinem Schlafsack. Sogleich befrage ich das Navigationssystem nach dem nächsten Conbini und begebe mich auf den Weg dorthin. Hier gibt es alles, was man am Morgen so braucht: Frühstück und Toilette zum frisch machen. Nun kann der Tag beginnen. Auch wenn es noch neblig ist, ist es bereits sehr hell und man spürt, dass die Sonne nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.
Mit Green-Day im CD-Player fahre ich zu meinem ersten Tages-Ziel: Ein Onsen bzw. Rotemburo (=unter freiem Himmel) direkt am Kussharo-See gelegen, ohne viel Schnick Schnack. Ein kleines Badehäuschen, wo man seine Sachen ablegen kann, gibt es. Sonst nichts als die Aussicht auf den See. Perfekt. Und während ich mich so ins heiße Wasser gleiten lasse, stelle ich fest, dass der Himmel hier und da schon aufreißt und es wieder ein schöner Tag zu werden scheint. Außerdem bemerke ich nun auch die Blasen an meinen Füßen, die meine gestrige Wanderung gefordert hat. Gut, dass ich mich heute nur im Auto fortbewegen werde.
So geht’s zunächst an die gegenüberliegende Seite des Sees, wo der Sand ganz warm ist, so dass man diesen Strand zum Sand-Onsen erklärt hat. Wie im Takegawara-Onsen in Beppu (Kyûshû) kann man sich auch hier einbuddeln lassen. Lasse ich aber diesmal bleiben. Nicht dass das Seeungeheuer plötzlich auftaucht, was es hier geben soll: Die japanische Variante von Nessie. Vom Sand-Onsen geht’s weiter zum Fuß-Onsen in Kawanoyu. Hört sich schon irgendwie witzig an. Aber von diesen gibt es eben auch zahlreiche in Japan.
Der Mashû-See ein paar Kilometer ist ein Caldera-See, sprich ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater. Er wird ausschließlich von Schmelz- und Regenwasser gespeist und ist somit unwirtlich für Tiere und Pflanzen. Allerdings hat er dadurch so klares Wasser, dass er im Jahr 1931 eine Sicht von 40 Metern in die Tiefet erlaubte und damit sogar den Baikalsee übertraf. Heute werden wohl Sichtweiten um die 20 Meter gemessen. Ich kann das nicht nachprüfen, aber das Wasser war schon einzigartig blau und im Kontrast zu dem umgebenden Grün ein einzigartiger Anblick. In der Sprache der Ureinwohner Japans, der Ainu, heißt der See wohl auch nicht ohne Grund "Göttersee".

Freitag, 4. Juli 2008

Hokkaido Roadtrip, Teil 2/1: Akan NP - Tanz auf dem Vulkan


Auch wenn mein letzter Roadtrip rund um den Daisetsusan-Nationalpark nicht schlecht war, hatte ich zunächst Zweifel, ob ich die zweite Tour wirklich machen sollte. Im Osten der Insel ist es schließlich immer noch ein wenig kühler als im ohnehin frischen Hokkaido. Im Nebel bei 12 Grad irgendwo rumfahren und dann auch noch 3 Nächte im Auto übernachten is ja auch nich grad das größte Vergnügen. Schließlich aber stehe ich am Sonntag abend doch wieder beim Auto-Verleih und wieder werden mir die Schlüssel zu einem kleinen Mazda ausgehändigt. Gleiches Modell, diesmal schicker in anthrazit.
Auf geht es Richtung Akan-Nationalpark und Shiretoko-Halbinsel. Die folgenden 2 Tage sind so reich an atemberaubender Natur, dass schon die Beschreibung des ersten Tages den Umfang eines gewöhnlichen Blogeintrages sprengt und auch meine Flickr-Galerie wieder um einiges umfangreicher geworden ist...

Nach einer unbequemen Nacht im Auto beginnt der Montag für mich um 5:30. Auf der Suche nach einer Dose heißen Kaffees, die es hier in Getränkeautomaten gibt, fahre ich verschlafen die Landstraße entlang. Gegen halb 7 werde ich fündig und auch die Sonne kämpft sich so langsam durch den Morgen-Nebel. Ich genieße mein Frühstück bestehend aus jener Dose Café o Lait, einer Banane und einem Croissant.
Nun kann der Tag beginnen. Mit 3 Doors Down im CD-Player fahre ich Richtung Meakan-Dake. Der mit 1499 Metern höchste Berg im Nationalpark und zudem noch ein aktiver Vulkan, den man dennoch ohne große Schwierigkeiten erklimmen können soll. Prima. Das Wetter passt. Ich freue mich auf meine Wandertour.
 Gegen 10, als sich der Nebel auch am Fuße des Berges (700 m.ü.NN) gelichtet hat, mache ich mich auf den Weg. Am Beginn des Weges steht eine Art Vogelhäuschen. Im Inneren befindet sich eine Liste, in die man sich einträgt, wenn man den Berg besteigt. Vor mir sind heute bestimmt schon 20 Leute losgezogen. Die ersten gegen 4:30.
 Über Wurzeln und Felsen kletternd, immer Ausschau haltend nach der nächsten Weg-Markierung erreiche ich nach vielleicht einer Stunde die Baumgrenze. Kannte ich bisher nur aus dem Geografie-Unterricht. Auf dem Weg zum Gipfel wird die Vegetation also immer niedriger, bis sie schließlich in eine Gesteinslandschaft übergeht. Zum Teil sehr beängstigend. Ein falscher Schritt und es geht bergab.
Von hier aus jedoch habe ich einen atemberaubenden Blick über den Nationalpark. Grün so weit das Auge reicht und im strahlend blau-türkisfarbenden Wasser des Onneto-Sees am Fuße des Vulkans spiegelt sich die Landschaft wieder.


Schaue ich nach oben, ist auch der Gipfel nicht mehr weit. Nach einigen Mühen dort angekommen beeindruckt mich zunächst das kraftvolle Schnaufen des Vulkans, das sich nach einer riesigen Dampfmaschine anhört. Aus den Wänden des Kraters, in den ich von hier aus blicken kann, strömen die Gase, die mitunter stark nach Schwefel riechen und wohl auch giftig sind, wenn man sie zu tief einatmet. Dass sich das Gestein an den Austrittsstellen grün verfärbt hat spricht ja auch eine eindeutige Sprache. Blicke ich mich um, so erkenne ich eine weitläufige Vulkanlandschaft. Theoretisch könnte ich mich jetzt auf einen weiteren 4-stündigen Marsch durch selbige entscheiden. Da dass meine Kräfte aber übersteigen würde, mache ich mich an den Abstieg. Eine recht rutschige Angelegenheit über den Gesteinsschotter. Schließlich wieder im Wald angekommen geht es wie von allein. Ich springe beschwingt über die Wurzeln und überhole sogar zwei andere Wandergruppen. Das hab ich bergauf nicht geschafft ;)
Gegen 15:00 unten angekommen freue ich mich, nun endlich zu dem heißen Wasserfall gehen zu können, der mir der Reiseführer groß verspricht. Sogar ein Handtuch hab ich eingepackt. Dort angekommen muss ich aber leider feststellen, dass das Wasser nur lauwarm und der Boden zudem Schlamm bedeckt ist. Naja … dafür sollen hier ganz seltene Minerale wachsen.
Erschöpft, aber stolz auf mich selbst gehe ich vorbei am Onneto-See, den ich zuvor schon von oben bewundern konnte, zurück zum Auto. Mittlerweile habe ich auch den MP3-Player ausgepackt, da sich die Strecke die Straße entlang doch ganz schön zieht. Nachdem ich aber höre, welche Strapazen Hape Kerkeling so auf dem Jacobsweg erträgt, geht das Laufen wie von allein.


Schließlich schlängele ich mich noch ein paar Kilometer die Straße entlang zum morgigen Ausgangspunkt. Im Rückspiegel das Panorama des Berges, den ich heute erklommen habe. Die Sonne geht langsam unter. Sehr stimmungsvoll. Alanis Morisette passt perfekt.


Da ich heute jedoch nichts als Bananen und Croissants gegessen habe, genieße ich diese Abendstimmung nicht allzu lang, sondern mache mich auf die Suche nach einem Restaurant. Ich bestelle mit den Worten: "Dore demo ii" (Alles ist recht), gebe noch eine wage Vorstellung ab, was ich gerne hätte, denn das Studieren der Speisekarte is mir jetzt zu anstrengend. Als Belohnung bekomme ich ein ausgezeichnetes Menü bestehend aus Kushikatsu (=frittierte Fleischspieße), Spargelsalat, Reis, Miso-Suppe und verschiedenen Tsukemono (=sauer eingelegtes Gemüse). Nebenbei erfahre ich, dass Spanien Europa-Meister geworden ist und muss an euch alle denken, die ihr am Sonntag sicher vor den TV-Geräten mit gefiebert habt...

Donnerstag, 3. Juli 2008

Lebenszeichen

Nur um ein kleines Lebenszeichen zu senden:
Ich habe einen wunderbaren zweiten Roadtrip in Hokkaido hinter mir und ein längerer Bericht wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Momentan habe ich nur ausnahmsweise wirklich mal viel zu tun.
Gestern bin ich hier auf einer Farm in der Präfektur Saitama, knapp 2 Stunden vom Tôkyôter Zentrum entfernt angekommen. Hier gehts sogar schon vor dem Frühstück eine Stunde aufs Feld, um die verschiedensten Gemüse zu ernten. Darüber hinaus habe ich heute - an meinem ersten Tag hier schon so viel gemacht, dass ich es gar nicht aufzählen kann. Unter anderem bin ich sogar richtig Traktor gefahren und habe den Acker glatt gezogen. Kam mir wie ein richtier Profi-Bauer vor ;)