Dienstag, 3. Juni 2008

Sapporo - Verlaufen ausgeschlossen


Als ich am Samstag in Chitose, dem Flughafen von Sapporo, aus dem Flugzeug stieg, habe ich meine Entscheidung hier nach Hokkaido zu fliegen erst einmal zutiefst bereut. Von den knapp 30 Grad in Fukuoka waren gerade mal zehn übrig geblieben. Winter!
Vor einigen Wochen hatte ich im Fernsehen gesehen, dass plötzlich 30 Grad in Hokkaido seien und die Leute es kaum fassen können. Eine solche Hitze Anfang Mai! Dass es kurz darauf nochmal geschneit hat, habe ich nur beiläufig gehört und schnell wieder aus meinem Kopf gestrichen. Aber lange Rede, kurzer Sinn. Seit Montag haben wir angenehme 20 Grad und die Sonne scheint. So hatte ich mir das schon eher vorgestellt und so macht es auch Spaß, die Stadt zu erkunden.


Nirgends ist mir das bisher leichter gefallen als hier. Die Straßen folgen absolut streng einem Schachbrettprinzip. So hat jeder Block seine Koordinaten. Mein Hotel beispielsweise befindet sich in Süd9-West3, der Hauptbahnhof in Nord5-West3. Sehr praktisch. So ist es nahezu unmöglich sich zu verlaufen und die im Reiseführer beschriebenen Adressen findet man auch auf Anhieb. Den Nullpunkt dieses Koordinatensystems bildet der TV-Tower, von dem aus sich in westlicher Richtung ein breiter Grünstreifen erstreckt. Dieser bildet die x-Achse (na, wer hat in Mathe aufgepasst? ... die horizontale Achse) des Systems, die die Stadt in Nord und Süd teilt. Ein ganz schöner Park in mitten der Stadt, in dem es sich jung und alt gut gehen lässt. Auch einen Steinwurf von meinem Hotel entfernt befindet sich ein größerer Park.


Nicht zuletzt wegen der geometrischen Straßenzüge merkt man es der Stadt an, dass sie sich aus einer streng geplanten Siedlung entwickelt hat. Das ist aber meiner Meinung nach gar nicht mal negativ zu sehen. Die Straßen sind breit, es gibt viele Bäume und auch relativ viel Platz zwischen den Gebäuden, wie man ihn in anderen japanischen Großstädten vergeblich sucht. Man kann sich hier schon wohlfühlen. Zumindest als Tourist. Ich habe ein wenig den Eindruck nur Hotels zu sehen. Wohnhäuser habe ich bisher kaum bemerkt. Aber das mag auch daran liegen, dass ich ja hier im Touristen-Hotel-Bezirk wohne.

Sapporo ist mit 1,8 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Japans. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war Sapporo lediglich eine kleine Fischerstadt, in der die Ureinwohner Hokkaidos, die Ainu, lebten. Mit der Errichtung einer Post 1821, der Erklärung Sapporos zur Haupststadt Hokkaidos mit Beginn der Meiji-Zeit wurden die Grundlagen für die Entwicklung der Stadt gelegt. Auch die dritte große Eisenbahnlinie Japans entstand 1880 hier.

1972 fanden in Sapporo Olympische Winterspiele statt und jedes Jahr locken die Eis- und Schneeskulpturen des berühmten Yuki-Matsuri (Schnee-Festival) Touristen aus aller Welt an.
Leider ... oder aber auch Gott sei Dank bekomme ich das aber dieses Jahr nicht mehr zu sehen :)


Hier übrigens ein kleiner Beitrag zum Grund für meine Flucht gen Norden: Die Regenzeit, die aktuell in Tokyo begonnen hat und die mit Ausnahme Hokkaidos ganz Japan im Juni heimsucht.

4 Kommentare:

Paul hat gesagt…

Unglaublich wie die Reklame in Japan jeden Ort gleich aussehen lässt. Das erste Foto vom Beitrag hätte genauso gut in Tokyo oder Osaka gemacht werden können. Vermutlich wollen die Japaner dahinter ihre manchmal doch recht drögen Betonbauten verstecken.

Jane hat gesagt…

Ja, nur die obere Tafel: "Hokkaido ist Sapporo-Bier" mit dem dazugehörigen Stern wird es in Tokyo wohl nich so oft geben. Hier kommt fast kein Gebäude ohne Bier-Werbung aus.

Anonym hat gesagt…

Die Japaner wissen halt was gut ist...hätte ich aber eigentlich eher nicht erwartet (mit dem Bier). Wird es denn wenigstens (unter anderem) auch aus Deutschland importiert?

Grüße
M13

Paul hat gesagt…

wir deutschen sehen uns ganz gerne als die bierkönige der welt, allerdings sind es die belgier, die die meisten bierexporte verzeichnen können... dort braut nämlich bald jede familie ihre eigene marke ;) daher gibt es deutsches bier in japan eher selten, belgisches ist dafür umso angesagter.

kurioserweise gibt es aber oft alkoholfreies paulaner im handel... schon merkwürdig, welche auswahl da getroffen wird.