Freitag, 23. Mai 2008

Vagabunden-Leben eines Wwoofers

Dass man als Wwoofer von Zeit zu Zeit recht starke Nerven braucht, hat der gestrige Tag mal wieder eindrucksvoll bewiesen.

Ohnehin hasse ich diese Tage, an denen es zum nächsten Host geht. Man sitzt im Zug, von dem man hofft das es der richtige ist, da man erst in letzter Sekunde eingestiegen ist. Man weiß nicht, was einen erwartet: Wird man mit den Leuten zurecht kommen? Was und wieviel wird es zu tun geben? Japanisches oder Westliches Frühstück? Und die wichtigste Frage: Wird das Internet funktionieren, wie man es gewohnt ist? Fragen über Fragen und keiner interessiert sich in diesem Moment dafür. In in diesen einsamen Momenten im Zug wünsche ich mir eigentlich nichts mehr als die Ansage: "Nächster Halt - Leipzig Hauptbahnhof..." So abenteurlich alles doch ist - einfach mal abends nach Hause zu kommen, die eigene Tür aufzuschließen und dann Andi und Nivi zu begrüßen ... Das vermisse ich schon.

Nun ja ... die vernuschelte Ansage im Zug hieß stattdessen: "Mamonaku - Ukiha desu" (Nächster Halt: Ukiha) Wie gewohnt bin ich zum nächsten Münztelefon und habe versucht meinen Host zu kontaktieren - eine Stunde lang. Immer nur ein Besetzt-Ton, von dem ich natürlich nicht wusste, ob er hier in Japan das gleiche bedeutet. Nun denn ... als mir der Taxifahrer am Bahnhof sagte, dass die Fahrt mindestens 3000 Yen (20 Euro) kosten würde, hatte ich mir schon die geräumige Behindertentoilette am Bahnhof als Schlafplatz ausgeguckt.
Dann fiel mir aber ein, dass ich noch die Telefonnummer vom übernächsten Host habe, der ebenfalls hier in der Gegend wohnt und habe mein Glück versucht. Der war zwar sehr überrascht, kam aber glücklicherweise um mir zu helfen. Anstatt mich dann mit zu sich zu nehmen wie ich es erwartet hätte, hat er mich beim geplanten Host abgeliefert. "Nicht dass der in Schwierigkeiten gerät, wenn ich nicht komme". Wie es auf dem Dorf so ist: Jeder kennt jeden. So war es für ihn kein Problem das Restaurant zu finden. Praktisch. Und mal wieder ein Musterbeispiel japanischer Hilfsbereitschaft.

Hier ist nun wieder alles ganz anders aber wie immer ganz ok. Ein rustikales spanisches Restaurant mit dem Namen Ibiza, geführt von mehreren jungen Leuten zwischen 20 und 30. Mitten im Nirgendwo schlängeln sich hier etwa ein halbes Dutzend kleine Gebäude - also Restaurant, Ofuro (Bad), Internetraum und Schlafhütten über 500 Meter die Dorfstraße entlang. Meine eigene kleine Einraum-Hütte befindet sich mitten im Wald, so dass ich abends tatsächlich auf eine Taschenlampe angewiesen bin, um sie zu finden. Aber irgendwie auch gemütlich. Außerdem wird hier Schwarzbrot gebacken, welches auch wirklich schmeckt, wie wir es gewohnt sind. Neben den vielen jungen Leuten gibt es auch noch eine andere Wwooferin, Rebecca (17!) aus Schweden. So verging der erste Tag heute trotz Unkraut-Rupfens wie im Flug.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,
ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen.
Wenn ich mir das alles so durchlese, muss ich sagen, dass da viel Mut zu gehört, sowas zu machen und es auch durchzuhalten. Aber es klingt doch sehr aufregend. Schade das ich so feige bin. :)

Paul hat gesagt…

Zum Besetzt-Ton: In Japan kommt dieser Ton öfters auch mal vor dem normalen Anklingel-Ton. Da muss man einfach ne Weile warten und dann sollte er anwählen. Passiert vor allem bei Handys oft :>

Jane hat gesagt…

@anonym: Danke für die Blumen. Aber sooo viel Mut brauchts nicht. Vielleicht eher eine gute Mischung aus Naivität, angespartem Geld und einer Prise Mut sowie ein klein wenig Japanisch-Kenntnissen.

@ Paul: Es hat sich herausgestellt, dass das Telefon tatsächlich kaputt war. Habs in der Telefonzelle auch klingeln lassen, bis die Kiste mir mein Geld automatisch zurückgegeben hat :)